Entscheiden Sie selbst
Es geht uns darum, Meinungen und Sachverhalte zu Styropor auf einen gründlichen Prüfstand zu legen. Die Debatten über Produkte aus fossilen Ressourcen sind notwendig aber oft einseitig bzw. unkritisch geführt. Millionen Produkte auf Basis fossiler Rohstoffe…vom Handy, Duschgel, Kaugummi, Kleidung, bis zu Matratzen …nutzen wir täglich. Ihre Produzenten sind angehalten den Zeichen der Zeit zu folgen und die fossilen Rohstoffe zurückzufahren…eine Operation am offenen Herzen, Change Management – doch abrupt nicht vorstellbar.
Styropor besteht nur zu 2% aus Erdöl und ist 100% recycelbar. Auch in vielen alternativen Dämmstoffen (NAWAROs) stecken vermeintliche fossile Rohstoffe wie diverse Kleber … oder aber sie werden mit fossiler Energie hergestellt. Kurzum, es geht darum, klar auf die Dinge zu blicken, Argumente vor Behauptungen zu stellen und einen umfassende Faktencheck statt isolierter Betrachtung anzustellen.
1. Styropor ist energieintensiv in der Herstellung
Aufgrund des geringen Rohstoffeinsatzes (98 % Luft, 2 % Polystyrol) und der sparsamen Herstellung von Styropor erfordert die Produktion insgesamt betrachtet weniger Energie, als jene der „ökologischen Alternativen“ Mineralschaum und Holzfaser.
Die Behauptung „Styropor ist energieintensiv in der Herstellung“ rührt daher, dass massebezogene Öko-Kennwerte (d.h. pro kg) miteinander verglichen werden, obwohl diese nicht berücksichtigen, wie viel Luft in einem Dämmstoff enthalten ist. Während nämlich für die Herstellung von einem m³ Fassaden-Styropor lediglich 15 bis 18 kg Polystyrol benötigt werden, ist der Materialaufwand bei anderen Fassadendämmstoffen bis zu 10-mal höher. Beispielsweise liegt die Rohdichte von Putzträgerplatten aus Holzfaser bei ca. 190 kg/m³. Aber selbst volumenbezogene Öko-Kennwerte (d.h. pro m³) sind nicht vergleichbar, weil es auch auf die Wärmeleitfähigkeit ankommt. Daher müssen Dämmstoffe je Funktionseinheit – unter Berücksichtigung von Rohdichte und Wärmeleitfähigkeit – miteinander verglichen werden.
2. Mit Styropor gedämmte Häuser atmen nicht
Diffusionsoffene Baustoffe zeichnen sich dadurch aus, dass sie dem molekularen Feuchtetransport nur einen geringen Widerstand entgegensetzen. Für viele ist das Ergebnis überraschend, dass der Wasserdampfdiffusionswiderstand von Styropor dem von Holz entspricht. Der sogenannte „Plastiksackerl-Effekt“ kann damit gar nicht auftreten. Um Feuchtigkeit aus Räumen abzuführen ist jedenfalls für eine ausreichende Luftwechselrate zu sorgen. Sie erfolgt durch konventionelle Fensterlüftung (Stoßlüftung) oder durch kontrollierte Wohnraumlüftung (mit Wärmerückgewinnung).
3. Mit Styropor gedämmte Häuser fördern die Schimmelbildung
Je besser ein Haus gedämmt ist, desto höher die Oberflächentemperatur an der Innenseite der Außenwände und umso geringer die Gefahr von Schimmelbildung. Bei entsprechend gedämmten Althäusern führt Styropor zu einer deutlichen Verbesserung des Raumklimas und damit zu einer entsprechenden Reduzierung der Schimmelpilzsporen.
4. Mit Styropor gedämmte Häuser sind brandgefährlich
Zahlreiche Fassadenbrandtests der Magistratsabteilung 39 – Prüf-, Überwachungs- und Zertifizierungsstelle der Stadt Wien – haben bewiesen, dass 30 cm dicke Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) aus Styropor einer Brandbelastung von 30 Minuten standhalten, d.h. innerhalb dieses Zeitraums wurde keine Brandausbreitung an bzw. unter der Oberfläche der Fassade festgestellt und es sind auch keine großen oder brennenden Teile abgefallen.
Bei der Analyse von Gebäudebränden mit Todesfolgen fanden Experten heraus, dass weniger die Bauweise als vielmehr die mobile Brandlast innerhalb der Wohnungen (Einrichtungsgegenstände) für ultimative Unglücksfälle verantwortlich ist. Daher bringen verschärfte Brandschutzanforderungen an Wärmedämmungen keinerlei Sicherheitsgewinn. Besonders effektiv hingegen werden Bewohner von Gebäuden durch automatische Rauchwarnmelder geschützt.
5. Styropor ist Sondermüll
Styropor ist und war nie ein gefährlicher Abfall („Sondermüll“). In den meisten Fällen werden Styropor-Abfälle mechanisch recycelt oder zur Energierückgewinnung eingesetzt. Sollte es einmal genügend Mengen geben, könnte auch das physikalische Recycling durchgeführt werden. Styropor-Abfälle sind ein gesuchter Altstoff. In Österreich besteht sogar eine so hohe Nachfrage, dass jährlich mehr als 100.000 m³ importiert werden müssen. Nur geringste Mengen an Styropor-Abfällen landen mit Bauschutt vermischt auf der Deponie.